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18.03. Mekong Delta – Can Tho – Chau Doc
19.03. Mekong Delta – Chau Doc – Rach Gia
20.03. Mekong Delta – Rach Gia – Phu Quoc

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18.03. Chau Doc

Mekong im Nebel

Mekong im Nebel

Wir haben uns den Wecker auf halb sieben gestellt, der Mekong liegt noch völlig im Nebel – ein tolles Motiv. Das Frühstück ist simpel, aber der Tee ist klasse, und so sitzen wir kurze Zeit später schon wieder im Boot und lassen uns über den immer noch verhangenen Mekong Richtung Sonnenaufgang zu den schwimmenden Märkten fahren.

Hier herrscht ein unglaublich lebendiges Treiben, dutzende von Booten liegen mit ihren Frachten hier vor Anker und preisen ihre Waren an. An langen, senkrechten Bambusstangen ist das jeweils verfügbare Obst oder Gemüse festgebunden, so erkennt man schon von weitem, ob das Gewünschte dabei ist und überall dazwischen huschen kleinere Boote mit Getränken oder auch nur einkaufswilligen Vietnamesen hindurch. Ich hole mir ein unbekanntes Getränk (No.1) und bin völlig überrascht eine Art “Red Bull” zu bekommen. Wenn eines der Touristenboote keinen Umsatz macht, neigen die Getränkebootfahrer auch gerne dazu, bei der Abfahrt mal kurz den Motor aus dem Wasser zu heben und die Insassen einer (harmlosen) Dusche zu unterziehen.

Reispapiermanufaktur

Reispapiermanufaktur

Noch völlig überflutet von den vielen Eindrücken fahren wir weiter zu einer Manufaktur für Reispapier. Der Reis wird mittels einer abenteuerlichen Konstruktion aus einem Motor und mehreren Schleppgurten in einem Bottich 24h zu Reisbrei verquirlt. Dieser kommt dann in Säcke, durch die das Wasser ablaufen kann und zurück bleibt Reismehl. Das wird nun erneut zu einem Brei angemischt und auf beheizten Trommeln mit Stoffbespannung (geheizt wird mit Reisspelzen) wie ein Crepe aufgetragen. Dann wird der Fladen auf Bambusmatten zum trocknen in die Sonne gelegt. Fertig ist das Reispapier.

Weiter geht’s auf einen Rundkurs durch mehrere Mekong-Seitenarme – interessanterweise treiben wir eine richtige “Bugwelle”, eher ein sanftes Anheben des Gesamt-Wasserspiegels, mehrere Meter vor uns her. Dann sehen wir einen weiteren schwimmenden Markt, der aber bei weitem nicht so groß und so interessant wie der Erste ist.

Reismühle

Reismühle

Die nächste Station birgt Überraschungen. Große Boote mit noch größeren Güterhaufen liegen hier am Ufer, aber was zunächst wie Sand aussieht entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Reis. Wir sind an einer Reismühle angelangt, hier werden die Reiskörner von ihrer Hülle befreit und in handliche 30kg-Säcke jeglicher Herkunft (u. a. Fischfutter) verpackt. Der Reisschnaps, der hier angeboten wird ist blindenhundverdächtig, da wir es uns jedoch zur Gewohnheit gemacht haben, nach jedem Essen am Straßenstand den Magen zu desinfizieren, kommt der uns gerade recht.

Zum Mittagessen nehmen wir Fried Snake, die ist gar nicht mal so schlecht, aber mit 50.000 für eine recht kleine Portion deutlich zu teuer. Dann geht es ab in den Bus nach Chau Doc an der kambodschanischen Grenze.

Crocodile Farm

Crocodile Farm

Auf dem Weg dorthin besuchen wir eine Crocodile Farm mit ca. 700 Krokodilen aller Größen. Stellenweise kommt man sich vor wie in der Warner Brothers Movie World, so künstlich sehen die Viecher aus. Aber sie sind verdammt schnell, und wir bekommen ein- zwei Rudel-Rangeleien mit, die gar nicht so ohne sind. Ein bisschen traurig ist es, den Kragenbären zu sehen, der in einem winzig kleinen Betonkäfig gehalten wird. Wir nehmen noch einen vietnamesischen Tee, und die obligatorische Suppe (wir haben ja noch Hunger vom Mittagessen) und fahren dann weiter.

Nach weiteren zwei Stunden Fahrt erreichen wir Sam Mountain, einen 300m hohen “Hügel” in der Nähe von Chau Doc. Dort haben wir zwei Stunden Aufenthalt. Frederic will unbedingt den Berg ersteigen, und ich Trottel lasse mich bei 34 Grad tatsächlich breitschlagen. An der Flanke des Berges befindet sich ein kleiner buddhistischer Tempel, dessen Eingang von zwei typisch vietnamesisch-kitschigen Löwen flankiert wird, aus deren Mäulern Tempelgesänge erklingen.

Tempellöwe

Tempellöwe

Danach erklimmen wir über Treppen und natürliche Felsformationen den Berg, und ich bin fix und alle, als wir endlich oben angekommen sind. Zum Glück gibt’s oben wenigstens kalte Getränke, wenn auch natürlich zu total überhöhten Preisen. Ansonsten ist dort oben die reinste Müllhalde, das mit der ökologischen Verantwortung ist ganz offensichtlich noch nicht bis dorthin vorgedrungen. Wir können (angeblich) die kambodschanische Grenze sehen und schauen auf die Reisfelder hinunter, die gerade großflächig abgebrannt werden. Reis trägt drei Mal im Jahr, die Reifezeit beträgt drei Monate. Im vierten Quartal wird das Feld abgefackelt und brachgelegt, damit der Boden sich erholen kann. Jetzt könnte man sich jetzt auch mit dem Moto hinunterfahren lassen (es gibt eine Straße, die den Berg hinabführt), aber wir lassen uns nicht lumpen und machen den Abstieg dann doch noch zu Fuß. Unten setzen wir uns in ein kleines Café und trinken den üblichen Eistee. Plötzlich erscheint eine junge Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern, die uns winken und um uns herum laufen und spielen. Nach einiger Zeit wird klar, dass es sich wohl um eine Bettlerin handelt, die ihre Kinder vorschickt, und die deutlich enttäuscht ist, dass es von uns zwar Gummibärchen für die Kids, aber kein Geld gibt.

Gegen 20:00 kommen wir in Chau Doc im Hotel an. Da unsere Klamotten mittlerweile recht durch sind, und wir aus Erfahrung wissen, dass die bis morgen nicht trocknen, wenn wir sie jetzt waschen, wollen wir eine Wäscherei mit Trockner suchen. Die Rezeption winkt ab: “Too late, no go …”. Plötzlich winkt uns ein junger Cyclofahrer “I know, I help you”. Wir sind ein bisschen skeptisch, doch ein Hotelangestellter legt ein gutes Wort für den Jungen ein “I know him, he’s ok” Wir überlegen kurz und entschließen uns, dem Jungen einfach unsere Wäsche mitzugeben, auch auf die Gefahr hin, die nie wieder zu sehen. Naja, was soll’s, ich hab eh nur Hemden vom H&M für 9,90€ dabei, das wäre zu verschmerzen.

Hongkong Straßenküche

Hongkong Straßenküche

Der Kollege strampelt ab, und wir gehen erst einmal duschen und suchen danach einen netten Platz zum Essen, was gar nicht so einfach ist. Das Nest ist winzig, komplett mückenverseucht und so ist nur ca. jede 3. Straßenlaterne an. Wir sind wirklich in the middle of nowhere. In der Nähe des Marktes finden wir dann tatsächlich eine sehr geschäftige Garküche mit brutzelnden Woks und verführerischen Essensdüften. Spontan schlagen wir zu, essen gebratenen Reis mit Hühnchen, Seafood und Nudeln und andere Leckereien, dazu das obligatorische Saigon Bia. Interessanterweise ist der “Chef” gar kein Vietnamese, sondern Hongkong-Chinese, wie er uns in ziemlich flüssigem Englisch erklärt. Plötzlich tauchen zwei kleine Mädchen auf und deuten auf meine nicht ganz vollständig abgenagten Hühnerschenkel. Als ich endlich begriffen habe, was sie von mir wollen, und nicke, stibitzen sie die mageren Reste und ziehen sich glücklich in einen Hauseingang zum Abendessen zurück.

Plötzlich ist unser Cyclo Fahrer wieder da: “Hey you, come with me”. “Wow”, denke ich, “schon fertig? Das ging aber flott.” Er fährt mich drei Straßen weiter in eine Art Laden – Wäscherei ist es jedenfalls keine und dort soll ich erst mal vorne warten, während er im Hinterzimmer verschwindet. Nach ca. fünf Minuten kommt er wieder: “Sorry, not ready, I bring you back”. Dieses Spiel macht er an diesem Abend noch drei Mal mit mir.

Beim letzten Mal ist es schon ca. 24:00, alle Läden sind zu, es ist kaum noch jemand auf der Straße und so ein bisschen komisch ist das schon. Er setzt mich auf einer Bank ab, verschwindet hinter dem Haus, spricht mit den Nachbarn, das Ganze geht ca. 15min so. Dann kommt er zu mir, ich soll ihm das Geld geben, er müsse jetzt die Wäsche holen und bezahlen – 10$, etwa das Doppelte, was es sonst gekostet hätte. Eigentlich wollte ich ihm das Geld ja erst gegen die Klamotten geben, aber mittlerweile ist es mir ziemlich Wurst, und so lasse ich mich breitschlagen. Er schwingt sich auf sein Cyclo und mit den Worten “You wait here, I pick you up” ist er verschwunden. Na toll. Da hab ich mich ja schön über den Tisch ziehen lassen – keine Kohle und keine Wäsche. Depp!

Ich warte noch eine Viertelstunde, dann gehe ich zurück zum Hotel. Natürlich werde ich nach allen Regeln der Kunst ausgelacht. Besonders mein Freund Frederic (der sich natürlich um nix gekümmert hat) regt sich fürchterlich drüber auf, weil sein Melbourne T-Shirt in der Wäsche ist. Ich nenne ihn einen Trottel (schließlich war klar, dass es ein Risiko ist) und sage ihm er solle das doch das nächste Mal einfach selbst in die Hand nehmen. Dann entscheide ich mich dafür, an das Gute im Menschen zu glauben, und drauf zu vertrauen, dass die Wäsche schon bis morgen früh auftaucht.

Pho Bo

Pho Bo

Um halb eins werden wir freundlich, aber bestimmt aus der Lobby geworfen. Feierabend. Da wir noch keine Lust haben, schlafen zu gehen, ziehen wir noch ein bisschen durch die Straßen und suchen eine Location in der wir noch einen Absacker nehmen können. Die Einheimischen verweisen uns Richtung Flussufer und bald werden wir von 3-4 Cyclo-Fahrern verfolgt, die uns nur zu gerne fahren würden. Schließlich landen wir in einem winzigen Straßenkiosk, der immerhin VN Rhum, Cola und Bier im Angebot hat. Wir lassen uns mit den beiden Amerikanerinnen Mariann und Chris sowie unserem Briten (wie hieß er noch gleich?) gemütlich an einem Tisch nieder, und die Cyclofahrer gesellen sich genauso selbstverständlich dazu. Es wird ein sehr lustiger Morgen mit viel Völkerverständigung, Rum und Coke. Plötzlich eine Stimme aus dem Dunkel: “Hey you … I seek you!” Und da ist er, mein Cyclo-Fahrer mit unserer Wäsche, mein persönlicher Triumph, der Beweis, dass manchmal ein bisschen Vertrauen in die Menschen nicht schaden kann. Sie ist zwar noch nicht ganz trocken – ich vermute der Kollege hat das von der Familie waschen lassen und die haben versucht sie trocken zu bügeln – aber das ist mir jetzt erst mal völlig egal. Sie ist wieder da, sie riecht gut, und nachdem wir sie über verschiedene Schilder und Sonnenschirme drapiert haben, trocknet sie auch langsam fertig.

So gegen fünf beginnen die Einheimischen den Markt um uns herum aufzubauen und der Junior der Cyclo-Fahrer (er wird so 14-16 sein) sprintet los, um alle möglichen Merkwürdigkeiten heranzukarren: Getrocknete, gesalzene Squids, gesalzene Mini-Rochen und eine Art Praliné, die jedoch nach Fisch schmeckt – kurz, jede Menge Dinge, die man sonst wohl kaum finden, bzw. probieren würde. So gegen sechs streichen wir dann die Segel und ziehen in Richtung Hotel, um zu frühstücken, zu duschen und die Weiterreise anzutreten.

19.03. Rach Gia

Eis ...

Eis ...

Heute besuchen wir zunächst ein so genanntes Minority Camp der “Cham”, Moslems, die in Vietnam mehr oder weniger “geduldet” sind. Allerdings erfahren wir nur wenig über diese Leute. Im Anschluss besuchen wir ein schwimmendes Dorf mit einer Fischfarm, in der hunderte von Fischen auf engstem Raum mit speziellen Futterpellets aufgezogen werden. Artgerechte Haltung mal wieder Fehlanzeige …

Zurück in Can Tho klinken wir uns aus der Tour aus, und buchen einen Bus nach Rach Gia, wo wir mit dem Boot nach Phu Quoc, einer Insel im Golf von Thailand, übersetzen wollen. Während wir auf den Bus warten, spielen wir Backgammon und werden dabei von einem kleinen vietnamesischen Mädchen – sie mag vielleicht fünf oder sechs sein – beobachtet. Es entwickelt sich ein lustiges Spiel. Ich nenne ihr die Würfelaugen auf Vietnamesisch, sie zählt sie zusammen und nennt mir das Ergebnis. So trainiere ich meinen vietnamesischen Zahlen und sie ihr Rechnen. So macht Lernen Spaß …

Dann kommt unser Zubringertaxi zum Bus. Wie immer haben wir das Problem mit den Koffern – die sind einfach zu wuchtig für vietnamesische Verhältnisse. Schließlich landet mein Koffer auf dem Dach, provisorisch mit ein paar Stricken festgezurrt – mir wird nicht wirklich besser beim Gedanken an mein Gepäck – aber wir landen wohlbehalten am Busbahnhof und werden in einen der typischen, vietnamesischen Kleinbusse verladen. Das Gefährt ist bis auf den letzten Platz belegt, es sitzt sogar einer auf einem kleinen Plastikschemel im Einstieg. Und so kutschieren wir sechs Stunden auf engstem Raum Richtung Rach Gia, vorbei an Reisfeldern, auf dem Gehsteig zum Trocknen ausgebreitetem Reis und hin und wieder einem Ochsen.

In Rach Gia werden wir angenehmerweise nicht am Busbahnhof, sondern in der Stadtmitte ausgeladen und wandern dennoch erst einmal eine halbe Stunde mit Gepäck durch die Gassen, bis wir ein passendes Hotel finden. Das “Kim Co” ist für 11$ ein echtes Schnäppchen, geräumiges Zimmer, Minibar, Badezimmer mit Badewanne und – man glaubt es kaum – Zahnpasta, Zahnbürste und Seife, sowie eine Papierbanderole “desinfected” um die Toilette. Leider hat der Raum keine Fenster, aber darauf können wir bei dem Komfort gerne verzichten.

Wir machen uns ganz entspannt frisch, waschen noch ein paar Klamotten und wandern dann durch das kleine Städtchen, essen mal wieder Suppe und lassen uns von einem LED-beleuchteten Bus überraschen, der beim Zurücksetzen “Jingle Bells” und “Santa Claus is coming to town” spielt. Eigentlich wollten wir noch die Anlegestelle der Fähre suchen, aber das erweist sich in der Dunkelheit und ohne Karte als zu kompliziert und so lassen wir das nach kurzem Versuch wieder.

Obst...

Obst...

Dann entdecken wir an einem Straßenstand franz. Paté-Baguette. Die Paté wird hier ganz offensichtlich selbst gemacht, ein Schweinenetz wird in eine Schüssel gelegt, die Paté kommt hinein, und dann wird das Ganze gestürzt und bei über dreißig Grad den Tag über verkauft. Gesundheitlich nicht unkritisch, aber der Geschmack war es allemal wert und wir haben zum Glück keine Folgen davongetragen.

Ich entschließe mich, vor unserer Fahrt nach Phu Quoc noch schnell die bereits gemachten Fotos auf CD zu brennen. Das kann man in fast jedem Internetcafe und bei allen Fotogeschäften. Bei der Gelegenheit lassen wir auch gleich noch ein paar Passbilder machen, falls wir doch noch nach Kambodscha wollen – Siem Reap, respektive Angkor Wat ist durchaus noch ein Thema. Wir nehmen das nächste verfügbare Fotogeschäft und werden positiv überrascht. Der Inhaber scannt zunächst meine Karte auf Viren(!), dann lässt er sich ein Preview der Bilder anzeigen und schaut, ob die auch alle auf die CD passen. Dann brennt er die CD und prüft sie in einem anderen Laufwerk. Ich bin schwer beeindruckt, besser hätte das auch kein deutsches Geschäft hinbekommen – eher im Gegenteil. Mit den Passbildern winkt er zunächst ab, er macht wohl fast zu und er hat keine Zeit mehr für die Entwicklung – oder seine Kamera ist defekt, so genau können wir das nicht definieren. Als ich auf meine Digicam und seinen Fotodrucker zeige geht plötzlich ein Strahlen über sein Gesicht – wir haben wohl die Lösung des Problems gefunden. Er hat jedoch eine eigene, ziemlich professionelle Digicam und macht je zwei Bilder von uns. Aber dann geht’s erst richtig los. Der alte Knabe ist ein richtiger Zauberer mit Photoshop. Unsere Fotos sind in Windeseile freigestellt, die Glanzlichter entfernt und die Farbbalance eingestellt – er kennt jeden Hotkey auswendig. Dann dupliziert er die Bilder und macht ein 4er Portraitset draus. Mit dem Ausdruck scheint er noch nicht ganz zufrieden, aber als er weitermachen will, winke ich ab und erkläre ihm, dass die Bilder nur für Visa bestimmt sind, und er sich nicht solche Mühe machen muss. Die Tochter schneidet die Bilder noch aus und tütet sie ein, die Frau kassiert ab, ein echter Familienbetrieb. Wir zahlen ungefähr 5€ für alles zusammen und beschließen zufrieden den Tag.

20.03. Phu Quoc

"I organize..."

"I organize..."

Phu Quoc, wir kommen. Um 6:00 geht der Wecker – um sieben stehen wir auf. Die Fähre hatten wir ja nicht gefunden, aber die Jungs an der Rezeption weisen uns gerne den Weg. Man hatte uns gesagt, die Fähre gehe um 8:15, auf dem Weg zum Fährhafen zeigen jedoch viele Einheimische aufgeregt auf die Uhr – wir sind wohl ziemlich knapp. Natürlich landen wir auf der falschen Seite des Flussarmes und dürfen ca. 500 Meter zurück und über die Brücke. Das wäre einfacher gegangen. Wir kaufen zwei Tickets für den “Superdong”, das Speedboat, das uns in 2,5 Stunden auf die Insel bringen soll. Als wir vorne ankommen erleben wir eine Überraschung – der Kapitän winkt ab: “I am full, next is 1:30 pm”. 13:30??? Wir wollen aber JETZT los. Der Kapitän überlegt sich, dass er gegen Bestechungsgeld eine Ausnahme macht, und lässt unsere Koffer aufladen. Die Rechnung hat er jedoch ohne seinen uniformierten Kartenabreißer gemacht. Der weigert sich nämlich mit bärbeißiger Motzmiene uns mitzunehmen, obwohl ich unauffällig mit einem weiteren Schein hantiere. Also nehme ich dem Kapitän seine Kohle wieder ab und bedeute ihm, unser Zeug wieder auszuladen, was er auch widerspruchslos tut.

Plötzlich taucht ein schlaksiger Typ in viel zu großem Poloshirt und mit Schlapphut auf: “I organize – you come with me”. Er führt uns zu einem Schiff, das laut seiner Aussage um 9:00 fahren soll, und erklärt uns umständlich, dass er Tickets besorgt, und diese gegen unsere tauschen will. Ich gehe also mit ihm die Tickets kaufen (3,50€/Nase) und frage den Kapitän sicherheitshalber, ob die gut für ihn sind. Er nickt, und so gehen wir nach einem Frühstück aus gebratenem Reis mit Rippchen und je einem Eiscafé an Bord, nicht ohne vorher noch eine große Wasserflasche gekauft zu haben. (Gott sei Dank!).

Sunny Side

Sunny Side

Die Überfahrt verläuft ruhig, am Anfang haben wir noch richtig gutes Wetter und legen uns in die Rettungsinseln, die mit einer Art Hängematte bespannt sind. Hoffentlich fährt dieser Frachter überhaupt nach Phu Quoc – auf den Tickets steht nix, und es ist außer uns kein Europäer an Bord. Plötzlich kommen zwei Typen vorbei: “Chicken?” Äh … wie … Chicken? Ich hab keinen Hunger, also sage ich “no chicken!”. “Money?” Plötzlich fällt der Groschen … “Ah – TICKETS!”. Ich händige ihm unsere Tickets aus und die Herrschaften trollen sich. Soweit zum Thema, vietnamesisch sei schwierig in der Betonung – scheint im englischen auch nicht leichter zu sein.

Das Wasser, anfangs noch so schlammig wie der Mekong, wird nach einigen Kilometern tatsächlich so klar, wie man es vom Meer erwartet. Dann zieht die Wolkendecke sich langsam zu. Plötzlich eine Bugwelle – Frederic wird voll erwischt, die Hose ist komplett nass, ich bekomme zum Glück nur die Gischt ab, aber es ist wohl Zeit, unter Deck zu gehen. Dort bietet sich ein ungewohntes Bild: Inmitten all der Frachtstücke, darunter dutzende Entenküken und tonnenweise Gemüse haben sich die Vietnamesen zwischen jede Strebe und jeden Pfosten eine Hängematte gespannt und verschlafen die Überfahrt. Zum Glück gibt es auch kunstledergepolsterte Bänke, auf denen man es sich gemütlich machen kann, was wir im Rahmen der Möglichkeiten auch tun.

Leider hat der umtriebige Kollege am Hafen “vergessen”, uns ein kleines Detail des Deals zu erklären. Nämlich die völlig unwichtige Tatsache, dass der Frachter zu genau derselben Zeit auf Phu Quoc ankommt, wie das Speedboat, das um 13:30 gefahren wäre – nämlich um 16:00. Und so genießen wir ganze sieben Stunden einer sehr landestypischen Überfahrt.

Phu Quoc

Phu Quoc

Wir sind noch nicht richtig auf Phu Quoc angekommen, da belagert uns schon ein Besatzungsmitglied: “Do you have Transport? I know a good Hotel … “. Ich hatte mir aus dem Lonely Planet schon ein paar Ziele rausgesucht und will eigentlich zum Nam Phuong Guest House am Long Beach. Er hält mir jedoch eine Visitenkarte unter die Nase: “This one is much better” Da das angepriesene Kim Hoa Resort die Nummer zwei auf meiner Liste ist, erscheint uns das akzeptabel, und nach kurzer Wartezeit, die wir uns mit ein paar quirligen kleinen Vietnamesinnen vertreiben, die uns unbedingt Landkarten verkaufen wollen, geht es los, ca. 30km auf schlammiger, roter Straße. Schließlich erreichen wir ein großes Schild “Kim Hoa Resort”, bei dem wir rechts abbiegen. Dann gabelt sich der Weg, und wir werden am nächsten Tag feststellen, dass der Halunke uns nicht rechts im Kim Hoa, sondern links im Kim Nua irgendwas absetzt. Die Bungalows sind jedoch so weit OK, dass wir uns für die erste Nacht für 15$ einquartieren.

In einem nahe gelegenen Restaurant genehmigen wir uns ein hervorragendes Abendessen: große Krabben, Garnelen, Sashimi und zwei Bier für knappe 9€. Allerdings sind die Krabben dermaßen von Zwischenkammern durchzogen und die Panzer so hart, dass ich nach kurzer Zeit entnervt aufgebe. Dennoch ein toller Laden für akzeptables Geld.

Categories: Reisen

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