burningmind

IT Services, Reisen, Food & More

Heute morgen wurde auf der Strecke Koblenz-Wiesbaden-Frankfurt die neue Regionalbahn der “Vias GmbH” (www.rheingaulinie.de) in Betrieb genommen. Da schien die Welt noch in Ordnung … eine schöne, neue Bahn, schickes Interieur, eine freundliche Schaffnerin, pünktliche Abfahrt und Ankunft. Es gibt sogar eine Website und Fahrpläne (die identisch mit den bekannten zu sein scheinen) werden verteilt. Noch nicht ganz acht Stunden später bin ich schon wieder satt.

18:20 Auf dem üblichen Gleis 24 in Frankfurt steht die neue Bahn – innen dunkel, das freundliche “Willkommen” auf dem Stirndisplay. Der Zuganzeiger sagt “17:53” – WTF? Es ist 18:20 und um 18:23 soll es los gehen. Dann eine mehr als nur schwer verständliche Ansage: “*krrrz* Verehrte Fahrgäste … *unverständliches* … heute Gleis 21 … *kracks*”. Na Danke! Dann also im Schweinsgalopp zwei Gleise weiter, wo um Punkt 18:23 gerade der schöne, neue Zug einfährt. Von Verspätung auf dem Zuganzeiger keine Spur … warum auch … Informationszeitalter, Transparenz, alles Humbug … braucht kein Mensch.

18:30 Wir stehen immer noch … da hätte ich mir auch noch ein Brötchen holen können … 18:35 … vielleicht sollte ich doch lieber die S-Bahn nehmen? Nicht mal den Hauch einer Ansage … hat dieses “tolle” Gefährt denn alles, ausser Kommunikationsmöglichkeiten? Plötzlich geht es (endlich) los. Im Schneckentempo … ca. 100m auf die Gleise hinaus. Dann Stillstand. Für 11 Minuten. Wahrscheinlich, damit keiner mehr fliehen kann!

Dann geht es weiter. Im 20km Schneckentempo geht es mühsamst Richtung Wiesbaden, immer wieder unterbrochen durch Zwischenhalt. Gefühlt wäre jeder Radfahrer schneller. Irgendwann hinter Höchst findet irgend jemand die Handbremse oder ein Pedal und wir beschleunigen auf irgend etwas … 60, 80km/h??? Und weder ein Schaffner zu sehen, noch fühlt der Lokführer sich in der Pflicht, seine Entführungsopfer wenigstens mal über den Grund der Verspätung und einen ungefähren Zeitplan aufzuklären. Warum auch? Bei Schweinetransportern wird das Schlachtvieh ja auch nicht aufgeklärt. Ist ja nicht so, als ob Berufspendler eine Wahl hätten…

19:15 Erneuter Halt mitten auf der Strecke – bis 19:19 – vielleicht sitzt ja ein Autist im Führerstand – wahrscheinlich innerlich genial, aber eben Ladehemmung, wenn es darum geht, seinen Fahrgästen eine Perspektive zu vermitteln. Schade eigentlich. Wo sind eigentlich die Zugbegleiter, deren “permanente Anwesenheit während der Betriebszeit” im Prospekt/Fahrplan so vollmundig beschrieben wird?

Wahrscheinlich läuft der aktuelle Zustand nicht unter “Betrieb”.

19:20 – wir sind dann doch schon in Mainz-Kastel. Wahrscheinlich sollte ich dankbar sein. Wir haben ja auf einer 30km-Strecke nur 20min Verspätung. Fast wünsche ich mir die Deutsche Bahn zurück. Die hatten wenigstens ein nie versiegendes Repertoire an Ausreden: “Stellwerksstörung”, “Störung im Betriebsablauf”, “Personenschaden”, “Laub auf dem Gleis” … Verdammt, ich bin ein Kerl, ich kann mit Schweigen nicht umgehen …

19:24 Es geht weiter … warum braucht man 4 Minuten Aufenthalt in Kastel? Ich schätze mal, max 60km/h … 2km vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof wird dann sicherheitshalber nochmal auf Schrittgeschwindigkeit runtergebremst. Wahrscheinlich ein neuer Service, damit sich jeder Rentner noch in Ruhe im Stehen anziehen kann. 19:35 sind wir dann endlich da.

1:12 für 30km. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25km/h. Das nenne ich mal einen gelungenen Fehlstart. Ich möchte gar nicht drüber nachdenken, wie es den armen Leuten geht, die noch nach Koblenz weitergefahren sind. Wenn Vias das nicht schnellstens in den Griff bekommt, fahren letztendlich alle wieder S-Bahn. Früher war ja alles besser. Vielleicht ist bis dahin ja das MeinBus-Thema (www.meinbus.de) endlich positiv entschieden und es gibt weitere Alternativen.

Categories: Nörgeleien, Reisen

One Response so far.


  1. Sabine says:

    Ich hatte heute morgen einen “tollen” Start mit dem neuen DIENSTLEISTER 😉
    Meine Bahn wäre die um 7:32 Uhr ab Wiesbaden Hbf gewesen. Ich bin auch relativ pünktlich weg gekommen, jedoch war der Zug eigentlich der, der 30 Minuten früher hätte abfahren sollen – Verspätung. Damit aber nicht genug: Es fehlten mind. 2 Waggons, damit wenigstens ab Wiesbaden alle Fahrgäste hätten sitzen können. Die Fahrgäste ab Mainz-Kastel sind noch einigermaßen in den Zug reingekommen, für diejenigen, die in Frankfurt Höchst einsteigen wollten, war reinquetschen notwendig. Dafür waren wir so schnell in Frankfurt, wie schon lange nicht mehr. Die sehr ruhige Fahrbegleitung versicherte, dass morgen früh noch Waggons dazu kämen – wir werden sehen. Auch wurde in dem Moment, wenn wir schon fast an der jeweiligen Haltestelle standen, wenigstens diese auch durchgesagt. Heute abend auf der Heimfahrt wurde dies eingespart….aber wenigstens sind wir meistens gefahren
    Ich bin gespannt, wie es morgen und die nächsten Tage weiter geht. Auf die Bahn haben wir alle geschimpft, aber da haben wenigstens alle noch einen Paltz finden können – außer in den letzten Tagen, als auch die Bahn die Waggons eingespart hatte ;o)